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Eine Totholzhecke für mehr Windschutz

Ein neuer Windschutz auf der Wiese – und ein Zuhause für Insekten, Vögel, Igel und viele andere nützliche Tierchen


Zugegeben, die Wiesenhaltung mag für Pferde eine artgerechte Haltungsform sein, aber es gibt Tage, da wünsche ich mir für unsere Ponys wirklich einen kuscheligen, kleinen Stall. Sie tun das ganz offensichtlich nicht! Denn auch wenn sie ein Weidezelt und einen Unterstand haben, um vor Regen, Wind und Wetterkapriolen Zuflucht zu finden, kostet es einiges an Überredungskunst (prall gefüllte Heunetze, frisches Wasser etc.), um sie in die heiligen Hallen zu locken. Viel lieber strecken sie ihre Hintern Wind und Wetter entgegen und pfeifen auf ein trockenes Haus. Grundsätzlich wäre das völlig ok, würden unsere beiden Großen nicht jedes Jahr zu husten anfangen, wenn sie vom Dauerregen durchtränkt im kalten Wind ausharren. Grrgh.


Welch Traumwetterchen – Schneeregen in frostigen Temperaturen

Wir sind dazu übergegangen, sie je nach Wetterprognose mit ungefütterten Regendecken einzudecken. Das klappt im Grunde auch ganz gut. Dennoch wollen wir unseren freiheitsliebenden Fellnasen für die stürmischen Tage einen besseren Windschutz bieten. Windnetze, Windwände, es gibt alles mögliche, was Schutz verspricht. Im Sinne der Natur (und körperlichen Ertüchtigung) haben wir uns nun für die maximal aufwendigste Variante entschieden: wir wollen eine Totholzhecke als natürlich schöne Wetterwand anlegen.


 

Die Idee zu Hecken aus locker geschichteten Ästen und Zweigen, hatten in den 1980ern die Gebrüder Benjes, weshalb man das Ganze auch Benjeshecken nennt. Zwischen langen Holzpfählen werden Gehözschnitt, Laub und trockene Gartenabfälle in Form einer Hecke aufgetürmt und so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: man tut etwas Gutes für die kleinen Gartenbewohner, die hier Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten finden, und entledigt sich auf charmante Weise seines Gartenunrats (ich vermute ja, dass die Benjes Brüder aus eben dieser Not eine Tugend machten und schlichtweg zu faul waren, ihren Gartenabfall zu einer Deponie zu karren ...). Wie dem auch sei, Jessy und ich stehen auf Naturschutz und fanden die Idee mit der Hecke als Windschutz ganz großartig! Ist sie ja auch. Eigentlich. Wie aufwendig es tatsächlich ist, eine nahezu winddichte, über Pony hohe Mauer (1,80 m) stabil aber locker aus Zweigen und Geäst in die Höhe zu stapeln, das war uns leider nicht so wirklich klar ...


 

Nach einem harten Tag auf der Wiese ist immerhin der Anfang gemacht. Zwischen acht Pfosten steht auf etwas wackligen Füßen das rund 50 cm hohe Grundgerüst einer natürlichen Wetterwand. Zum Glück ist jetzt erst einmal Frühling angesagt und der Windschutz wird nicht mehr so dringend gebraucht. Wir können also bis zu den Herbststürmen fleißig weiter Äste, Laub und Totholz sammeln (keinen Liguster! Der ist nach dem Heckenschnitt zwar überall in wirklich optimaler Länge und Dicke zu haben, aber leider giftig für die Pferde *grein*), das Ganze einige hundert Meter quer über die Wiese bis zur Weidegrenze schleppen, nach Größe sortieren, formschön stapeln, schichten und fixieren. Oder aber – um die Sache ein wenig abzukürzen – wir bedienen uns heimlich an den schönen, langen Weidenruten, die gerade von meinem Vater zum Anfeuern um das Osterfeuer aufgeschichtet wurden ...


Merke: 1. Windschutz ist wichtig für Weidepferde! 2. Es gibt bedeutend einfachere Arten als eine überdimensionierte, gefühlt 20 Meter lange Totholzhecke am Ende einer 3 ha großen Wiese anzulegen. 3. Während Du schwitzt, fluchst und Dornstrauchzweige deine Arme zerkratzen, DENKE GEFÄLLIGST AN PUNKT 1!


Bevor es weiter in die Höhe geht, müssen wir auf jeden Fall die Litzenführung korrigieren. Zur Zeit machen sich die Ponys offenbar einen Spaß daraus, einzelne Äste aus dem Gebilde zu zupfen und so die fragile Startkonstruktion auseinanderzupflücken. Ist ja auch schön auf Nasenhöhe ...


Wie winddicht unsere Hecke am Ende ist und ob sie nachher nur als Sichtschutz taugt, werden wir dann später sehen. Aber auch wenn unser Plan scheitert und die Ponys trotz Hecke mitten auf der Wiese im Regen stehen wollen, wenn der Wind durch alle Ritzen pfeift oder das Konstrukt kümmerlich zusammenschrumpft, so schaffen wir mit unserem Projekt für immerhin für viele andere Tiere einen tollen, geschützten Lebensraum. Amsel, Zaunkönig und Rotkehlchen finden attraktive Nistplätze, während Igel, Eidechsen, Siebenschläfer und zahlreiche Insekten sie als Winterquartier beziehen. Besonders für Gartenbesitzer sind Totholzhecken deshalb interessant, weil sich die Bewohner als Nützlinge gegen Schädlinge für die attraktive Unterkunft bedanken.


Auch Sandstürme motivieren unsere Ponys nicht, etwas windgeschütztere Ecken aufzusuchen

Übrigens: Totholzhecken sind überhaupt nicht (lange) tot. Es ziehen viele Tierchen ein und Wind und Ausscheidungen der Untermieter reichern das Mini-Biotop mit Pflanzensamen an. Im verrottenden Geäst siedeln Flechten und Moose, Käfer knuspern genüsslich am Holz und bald schon fängt es an allen Enden und Ecken aufgeregt zu keimen an. Aus dem lockeren Verbund entsteht ein lebendiger, dichter Wall. Wer mag, kann dieses durch gezieltes Ausbringen von Samen verstärken und die Hecke mit Kletterpflanzen und farbenfroh blühenden Stauden aufhübschen. Obacht nur bei schnellwachsenden Pflanzen, die dem Rest das Licht streitig machen (z. B. Brennnesseln oder Brombeeren).


 

Wie sind denn Eure Erfahrungen mit Totholzhecken? Oder mit widerspenstigen, wind- und wetteraffinen Ponys, die keine Lust auf ein Dach über dem Kopf haben?


Alles Liebe,

Eure Anna



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