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Ponycollege für Zuhaus – Grundbedürfnisse von Pferden & Ponys

Aktualisiert: 8. März 2021

Los gehts mit unserer neuen Serie "ponycollege@home" gegen die Langeweile im Lockdown! Mit Ponywissen, Malvorlagen, Pferdegeschichten und Bastelideen wollen wir Euch die Zeit verkürzen, bis man das Leben mal wieder "Alltag" nennen darf. Falls das Wetter also zu nass oder zu kalt zum Draußenspielen ist, haben wir ein paar ponystarke Posts auf Lager :-).


Viel Spaß beim lesen, malen, ausprobieren und nachmachen wünschen Euch

Eure Anna und Jessy


 

Eine Portion Ponywissen frei haus


Damit Ihr überhaupt erst mal wieder reinkommt in die Welt der Pferde, gibt es zum Start ein Portion Ponywissen. Wer erinnert sich noch an die Grundbedürfnisse, die Ponys haben? Die Eigenschaften von Pferden, die wir im Ponycollege immer zu allererst besprechen?



Es sind Bedürfnisse von Pferden und Ponys, die sehr wichtig sind und unbedingt in der Pferdehaltung berücksichtigt werden sollten. Um das Verhalten von Ponys und Pferden zu verstehen, sollte man sie kennen. Zählt mal die Grundbedürnisse und Eigenschaften mit auf:




Pferde und Ponys sind Lauftiere.

Erinnert Ihr Euch noch, was wir Euch im Hinblick auf die Haltung von Pferden immer fragen? Genau, was meint Ihr wohl: mögen Pferde und Ponys es lieber, wenn sie draußen sein dürfen und sich frei bewegen können oder möchten sie lieber in einem Stall stehen, in dem sie sich einmal um sich selbst drehen können? Viele Kinder sagen, Pferde finden es draußen bestimmt toll, aber möchten vielleicht auch eine Box, weil sie da einen Raum für sich haben und es da so schön warm ist. Das mit der Wohlfühltemperatur klären wir später noch. Und zu Ersterem, fragt Euch doch mal selbst: Mögt Ihr es, die meiste Zeit des Tages nur in Eurem Bett zu sein, ohne rausgehen zu können, ohne ins Wohnzimmer zu dürfen, ohne spielen zu können? Oder fändet Ihr es besser, wenn Ihr nach Lust und Laune toben, Euch ausruhen oder mit Freunden zusammen die Welt erkunden könntet?


Für Ponys und Pferde ist es sehr wichtig, dass sie nicht den ganzen Tag eingesperrt sind. Denkt einmal an die Wildpferde in der Prärie, in den Halbwüsten und Steppen in Asien, in Amerika und Afrika. Wie ihre Vorfahren, die Urpferde, müssen Wildpferde in ihren natürlichen Lebensräumen weite Strecken laufen und sind rund um die Uhr auf den Beinen, um ausreichend Futter und Wasser zu finden. Normalerweise bewegen sie sich dabei 12-16 Stunden am Tag und legen gut 30 km im Schritt zurück. Schnell wird es noch mehr, z. B. wenn sie vor Raubtieren flüchten und einige Kilometer galoppieren. Auch beim Spielen bewegen sie sich viel. Genau so müssen sich auch unsere Sport- und Reitpferde sehr viel frei bewegen dürfen (also nicht nur beim Reiten oder an der Longe), um gesund zu bleiben.




Pferde und Ponys sind Dauerfresser.

Der Begriff ist ziemlich selbsterklärend, nicht wahr? Pferde würden, wenn sie könnten, andauernd fressen. Für die Verdauung von Ponys ist es sogar wichtig, dass sie den ganzen Tag lang etwas zu fressen finden. Schon bei Fresspausen, die länger als 4 Stunden dauern, beginnt ihr Magen zu übersäuern und sie bekommen Bauchweh. Das hängt ebenfalls mit ihrer Natur als Steppentier zusammen. Im Gegensatz zu unserer Region, wo es saftiges Gras gibt, wächst in der Steppe nämlich eher langhalmiges und struppiges Gras. Im Grunde erinnert das Futter der Ur- und Wildpferde aber mehr an Stroh oder Heu als an grüne Wiesen. Wisst Ihr noch, wie wir unsere Weiden darum immer nennen? Haha, genau: Gummibärchen-Wiesen. Weil das Gras bei uns viel mehr Energie und Zucker hat als Steppengras, sollten Ponys nicht den ganzen Tag lang auf einer grünen Wiese stehen und fressen. Längere Weidezeiten gehen meistens nur dann, wenn das Gras schon überständig ist, also sehr hoch gewachsen und älter ist. Stehen Ponys den ganzen Tag auf einer "jungen", frischen Wiese, können sie besonders im Frühjahr ernsthaft krank werden. Fast so, als wenn Ihr Euch nur von Süßigkeiten ernähren würdet (Ponys allerdings bekommen nicht nur Mangelerscheinungen, sondern wirklich schwerwiegende Krankheiten, von denen sie nie wieder richtig gesund werden).


Ihr seht, um Pferde gesund zu füttern, ist mehr nötig, als ein grüner Auslauf. Pferde brauchen vor allem Raufutter, also Heu und Stroh. Das ähnelt in seiner Struktur dem Steppengras am ehesten. Ponys, die oft leichtfuttriger sind als Großpferde (also schneller dick werden), sollten allerdings nicht ganz so viel Heu bekommen. Denn das wird hier ja aus den saftig grünen Wiesen gewonnen und enthält auch in seiner struppigen Version noch sehr viel Energie. Futterstroh ist für viele Ponys eine gute Alternative. Das macht satt und nicht zu dick. Bei uns gibt es für Lilly, Bine, Mooni & Co. neben etwas Gras und Haferstroh noch andere Knabbereien. Äste und Zweige zum Beispiel sind gesunde Snacks mit vielen Mineralstoffen, mit denen sich sie gerne und lange beschäftigen. Das Knabbern an der Rinde ist auch gut für ihre Zähne. Im Sommer sensen wir auch häufig das überständige Gras und füttern es den Ponys als Mahlzeit auf dem Paddock. Auch Brennesseln stehen auf unserer Speisekarte. Einmal abgesenst und angetrocknet, brennen sie nicht im Maul, sind lecker und sehr gesund. Ab und zu bekommen die Ponys auch Leckereien wie Äpfel oder Mohrrüben, rote Beete oder auch Melonen-Snacks :-). Für das Frühjahr plant Jessy noch ein besonderes Projekt: Sie möchte eine Kräuterkiste bauen. Dann können unsere Ponys sich aus verschiedenen Heilkräutern ein Mäulchen voll gönnen.


p.s. Kraftfutter brauchen Pferde und Ponys, die nicht im Leistungssport gefordert werden, im Grunde gar nicht. Aber man sollte darauf achten, dass sie bedarfsgerecht mit Mineralfutter gefüttert werden.




Pferde und Ponys sind Herdentiere.

Eine wirklich ganz wichtige Sache ist, dass man Pferde und Ponys niemals alleine halten sollte. Vielleicht wisst Ihr noch, was wir Euch immer sagen: Wünscht Euch niemals nur ein Pony. Es müssen mindestens zwei sein! Denn Pferde brauchen unbedingt einen Artgenossen um sich herum. Sonst können sie sich nicht entspannen, können nicht schlafen und werden krank. Woran liegt das wohl? Klar, auch wir fürchten uns, wenn wir alleine irgendwo sein müssen, besonders im Dunkeln. Für Pferde ist es noch ein wenig schlimmer, denn sie sind Beutetiere und fürchten von Natur aus immer und überall einen Angriff von Raubtieren. Das ist ein angeborener Instinkt. Selbst wenn wir Menschen bei ihnen sind, haben sie ihre Umgebung fest im Blick. Aber wenn man immer wachsam ist, kann man sich nicht ausruhen. Pferde brauchten daher mindestens einen Kumpel, mit dem sie sich beim Wachehalten abwechseln können. Dann kann immer ein Pferd aufpassen, während das andere frisst, sich ausruht oder schläft. Am sichersten ist es für Pferde, wenn sie in einer größeren Herde zusammenleben.


Aber nicht nur aus Gründen der Sicherheit sollte man Pferde nicht einzeln halten. Pferde sind sehr sozial und brauchen einen Freund, um sich wohlzufühlen. Vielleicht habt Ihr ja schon einmal gesehen, wenn sich Pferde gegenseitig kraulen. Das Fellkraulen gehört zur sozialen Fellpflege von Pferden. Sie knabbern aneinander, ohne sich wehzutun. Meistens beginnen sie am Widerrist und gehen mitunter auch den ganzen Rücken entlang. Besonders am Widerrist sind die Berührungen beruhigend für Pferde. Das gegenseitige Kraulen ist wichtig für die Freundschaft, es stärkt das Vertrauen ineinander, fördert die Durchblutung und sorgt so für ein kuscheliges Wohlgefühl. Genauso, wie wenn Deine Mama Dich knuddelt und kuschelt. Fellkraulen hilft Pferden auch, Stress abzubauen. Man sagt, je öfter sich Pferde und Ponys gegenseitig kraulen, desto mehr mögen sie einander und desto enger sind sie miteinander befreundet. Unsere Ponykinder wissen, dass auch das Putzen von Ponys dieses Wohlgefühl auslösen kann. Vor allem unser kleines Sternchen bedankt sich gerne damit, dass sie uns bei Putzen zurückkraulen möchte :-).




Pferde und Ponys sind Fluchttiere.

Wie wir jetzt wieder wissen, haben Pferde und Ponys in der freien Natur einige Feinde, wie Raubkatzen oder auch Wölfe. Im Gegensatz zu Hunden, Drachen oder Nashörnern haben Pferde aber keine scharfen Zähne, keine gepanzerte Haut oder ein starkes Horn, mit dem sie sich verteidigen und Angriffe abwehren könnten. Wenn nun ein Angreifer kommt, ist die Flucht ihre beste Verteidigung. Dafür haben sie lange Beine, auf denen sie schnell davon laufen können.

Um Gefahren frühzeitig erkennen zu können, haben sie hervorragend ausgeprägte Sinne: sie können ausgezeichnet hören und ihre Ohren in verschiedene Richtungen stellen. Weil ihre Augen seitlich am Kopf liegen, können sie mehr sehen als wir und fast einmal um sich herum Bewegungen wahrnehmen. Nur nach hinten können Pferde nicht gucken. Deshalb sind sie besonders schreckhaft, wenn etwas hinter ihnen geschieht, was laut ist oder sich schnell oder plötzlich bewegt. Besonders wenn sie angebunden sind, reagieren sie dann unerwartet heftig, z. B. mit einem Schrecksprung zur Seite oder sie treten nach hinten aus, um das gefürchtete Raubtier von sich fernzuhalten. Normalerweise rennen sie einfach ganz schnell weg, wenn Gefahr droht – und zwar ohne sich das Ganze in Ruhe anzusehen oder zu überlegen, ob es nicht etwas Harmloses wie ein kullernder Ball (und kein sich heranpirschender Wolf), ein Gartenschlauch (und keine Giftschlange) oder das Rascheln der Blätter (und nicht die Leopard im Gebüsch) sein könnte. Es ist ihr Instinkt, sofort wegzugaloppieren und sich in einiger Entfernung in Sicherheit zu bringen – deshalb nennt man sie "Flucht"-Tiere. Das zu wissen und zu beachten ist sehr wichtig, wenn Ihr Euch Pferden nähert oder bei ihnen seid. Wenn Ihr zu schnell auf sie zugeht, hinter ihnen entlang hüpft, plötzlich eine Freundin ruft oder vielleicht einfach nur eine Putzbürste in die Putzkiste werfen wollt, können sich Ponys erschrecken und heftig reagieren.


Pferde und Ponys sind ans Draußensein gewöhnt.

Wenn die Gegebenheiten stimmen und sie gesund sind, brauchen Ponys und Pferde kein Dach über dem Kopf oder eine wärmende Decke. Wildpferde haben das ja schließlich auch nicht, obwohl es in der Steppe noch viel kälter und heißer werden kann als bei uns in Mitteleuropa. Auch unsere Ponys haben keinen Stall. Um es möglichst so wie bei den wilden Artgenossen zu gestalten, halten wir unsere Ponys 'artgerecht in Offenstallhaltung'. Das heißt, die Ponys haben offene Unterstände auf der Wiese und können frei wählen, ob sie sich unterstellen möchten oder nicht. Meistens möchten sie das nicht! Denn Pferde und Ponys haben eine ganz tolle Thermoregulation. Mit ihrem Fell sind sie super gut für jedes Wetter gewappnet. Im Sommer sind die Haare kurz. Wenn die Tage kürzer werden (nicht dann, wenn es kälter wird – der Fellwechsel hängt mit der Dauer des Tageslichts zusammen) bekommen sie ein dichtes Winterfell. Das können sie aufstellen, als würden sie eine Dauenjacke anziehen. Gegen Regen und Nässe schützt eine Schicht Talg im Fell, der die Haut unter den Haaren trocken hält. Nur wenn der Wind pfeift, es zugleich nass oder eisig kalt ist, wenn es tagelang durchregnet oder die Sonne senkrecht vom Himmel brennt, suchen Pferde wie ihre Vorfahren Schutz vor der Witterung. Meistens ziehen sie sich in den (Wind-)Schatten von Büschen und Bäumen zurück oder stellen sich vor oder neben ihre Unterstände. Dort fühlen sie sich oft sicherer als in den Zelten, weil sie freie Sicht behalten und schneller fliehen könnten. Deshalb haben wir neben zwischen die Bäume und Büsche an unserem Paddock extra noch eine Totholzhecke angelegt (wenn Ihr draufklickt kommt Ihr zu unserem lustigen Artikel über unser anstrengendes Benjes-Hecken-Projekt), hinter der sie sich vor Windböen und Regen verstecken können.



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