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Knabberstangen für Weideponys

Wenn der Frühling naht, poppen in der norddeutschen Tiefebene viele struppige Hügel in der Landschaft auf. Sie sind das Ergebnis anonymer Sammelgemeinschaften, die in kürzester Zeit aus kleinen, unsortierten Stöckerhäufchen erstaunliche Werke erschaffen. Selbst auf unserer Ponyweide wartet ein stattlicher Gehölzhaufen darauf, am Ostersonntag als leuchtendes Feuer den Osterfestfeierlichkeiten zu huldigen.


Tatsächlich müssen wir dieser Tage meinen Vater und andere helfende Hände permanent davon abhalten, unsere Wiesen von frischem Geäst zu befreien. Denn wir sammeln zur Zeit weniger für das Osterfeuer, als vielmehr für die liebe Ponybande.





Grüner Zweig in der Pferdefütterung – oder: preiswerter Slow-feeder und Mineralstoff-Booster

Natürlich kann sich kein Pferd allein von Ästen und Blättern ernähren, es sind ja weder Giraffen noch Kudu Antilopen. Aber als Ergänzungsfutter eignen sich viele Bäume und Gehölze in der Pferdefütterung ganz hervorragend. In ihrer faserhaltigen Rinde, in den Knospen, Blättern und Blüten stecken nämlich unzählige Mineralstoffe und Vitamine, die jedes Pferd gut gebrauchen kann. Zudem sorgt das Knabbern und Nagen für eine willkommenen Zeitvertreib und pflegt zur gleichen Zeit auch noch die Zähne. Unsere Lilly nutzt größere Äste gerne auch als Kratzhilfe für schwer zugänglichen Stellen weit hinten oben unter ihrem dicken Bauch. Heißt zusammengefasst:

Äste sind super! Sie kosten nichts (abgesehen von ein wenig Schweißarbeit), bieten Beschäftigung und peppen den Mirkonährstoffhaushalt Eurer Ponys auf.

Auch Stallpferden sollte man hin und wieder eine hölzerne Knabberstange gönnen, es muss ja kein großformatiger Kratzbaum sein. Denn ganz sicher sehen auch Boxenpferde in dem grünen Geäst eine willkommene Abwechslung zum Körnerfutter.




Auf in den Wald, wir gehen Bäume schlagen

Ganze Bäume sollen Eurer preisgünstigen Mineralfutteralternative natürlich nicht zum Opfer fallen. Ein mitteldicker Ast mit einigen Zweigen und grünen Blättern reicht völlig aus, um Euren Hottis eine Freude zu machen.


Aber Vorsicht, nicht alle Bäume eignen sich. Einige sind sogar hochgiftig!



Bäume, die gesund und lecker sind

Sehr gut eignen sich Äste folgender Bäume und Sträucher:

  • Obstbäume – Apfel und Birne kommen bei uns sehr gut an, bei Pflaumen und Kirschen sollte man ein Auge auf die Früchte haben (die enthalten im Verhältnis viel Blausäure, also nicht zu viele davon mit auf die Wiese schleppen).

  • Birke – eignet sich prima als Futterbaum und hilft angeblich gegen Harnwegsinfekte (sie fressen sie aber auch ohne Blasenentzündung gerne).

  • Weide – es gibt zahlreiche Arten. Die Rinde enthält u. a. Flavonoide, Salicin, und Salicinderivate, die in der Leber zu Salicylsäure verstoffwechselt werden und wie ein natürlicher Schmerzhemmer wirken.

  • Pappel – enthält ebenfalls Salicin, Salicortin und Populin, was schmerzstillend und entzündungshemmend wirkt (und weil die Zweige wie auch Weidenäste erst in der Leber zersetzt werden, reizt es bei Pferden nicht die Magenschleimhaut)

  • Linde – ein ganz wunderbarer Baum, der ein steinalter und riesiger Schattenspender werden kann. Die Blüten sind ein beliebter Bienenschmaus, deshalb vielleicht nicht gerade während der Blüte schlagen.

  • Holunder – wächst schnell nach und lässt sich toll teilen :-). Wir die Beeren, die Ponys den Rest

  • Haselstrauch – hat viele wertvolle Gerbstoffe, (ätherische) Öle und Flavonoide und wirkt damit auf die Schleimhäute in Maul und Rachen beruhigend und leicht entzündungshemmend.

  • Weißdorn – ein Strauch, der gut fürs Ponyherz ist!

  • Schlehdorn – seine Blüten, Rinde und Früchte helfen auch bei Menschen gegen Magen- und Darmerkrankungen, die Früchte bei Entzündungen in Mund und Rachen. Also ein Tipp für gestresste Pferde mit Neigung zum Magengeschwür, da der Strauch nicht nur harntreibend und fiebersenkend, sondern auch magenstärkend und entzündungshemmend wirken kann.

  • Und dann gibt es noch viele andere, wie Esche, Erle, Ulme und mehr, aber die haben wir selbst noch nicht verfüttert.



Neben Bäumen und Sträuchern sind auch Beeren für Pferde gesund. Brombeeren haben wir zum Beispiel zuhauf und auch an Himbeeren können unsere Ponys nach Belieben knuspern. Beide Pflanzen sind vitaminreich und laut Patricia Lösche, einer niedergelassene Tierheilkundlerin, gut bei Infektionen der Maulschleimhaut. Hätte ich das damals gewusst, als wir vor zwei Jahren ein älteres, an EMS erkranktes Pensionspony mit EOTRH bei uns hatten, dann hätte die Kleine gegen ihr blutiges Zahnfleisch sicherlich häufiger Himbeeren bekommen. Bei ihr konnte man übrigens toll sehen, wie sie ganz gezielt die kleinen, vom Wind abgebrochenen Zweige der Trauerweiden gesucht hat. Natürlich bekam sie auch ein "richtiges" Schmerzmittel, als es zum Ende hin schlimmer wurde. Aber Ihr seht, die Natur kann so einiges und viele (sicherlich nicht alle) Pferde wissen, was ihnen gut tut.




Bäume, die nicht auf die Weide gehören

Nicht so gut eignen sich folgende Bäume, weil sie in Teilen oder in größeren Mengen toxisch für Pferde sein können (einiges ist umstritten, aber man muss ja nichts riskieren):

  • Eiche – zu viele Tannine

  • Buche – Holz und Bucheckern sind in größeren Mengen giftig

  • Nadelhölzer – sind oft gespritzt und enthalten zu viele ätherische Öle

Und Bäume, die ihr absolut meiden müsst

GAR NICHT in die Nähe von Pferden gehören, weil sie wirklich giftig und gefährlich für Pferde sind (meist in allen Teilen und schon kleinen Portionen):

  • Heckengehölze wie Liguster, Thuja, Buche (s.o.) oder Buchs

  • Eibe

  • Bergahorn

  • Roßkastanie

  • Walnuss

  • Robinie

  • Akazie

  • und noch viele anderes!

Wenn Ihr Euch unsicher seid, lasst die Äste bitte am Baum!


Wenn Ihr nicht wisst, was es ist, Bitte nicht verfüttern!

Es gibt noch viele weitere geeignete Bäume, allerdings auch noch bedeutend mehr, die giftig oder belastend für die Organe oder den Stoffwechsel Eurer Ponys sind. Wenn Ihr einen Baum nicht eindeutig identifizieren könnt, dann verfüttert die Äste besser nicht. Am Ende reicht – wie beim Bergahorn – nur eine kleine Menge Samen und Euer Pferd überlebt es nicht!


Interessant – auch für die passende Bepflanzung von Pferdekoppeln und Reitanlagen – sind zum Beispiel die Ausführungen der Akademie für Tierheilkunde:



Also, Leute, die Zeit ist günstig: plündert heimlich die Osterfeuer und gönnt Euren Pferden etwas Holz vor der Hütte!


Alles Liebe,

Anna und Jessy


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